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Wittgenstein, Ludwig [1889-1951]

How small a thought it takes to fill a whole life!

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Welch ein kleiner Gedanke doch ein ganzes Leben füllen kann! [How small a thought it takes to fill a whole life!]
Wie man doch sein ganzes Leben lang dasselbe kleine Ländchen bereisen kann, und meinen, es gäbe nichts außer ihm!
Man sieht alles in einer merkwürdigen Perspektive (oder Projektion): das Land, was man unaufhörlich bereist, kommt einem ungeheuer groß vor; alle umgebenden Länder sieht man wie schmale Randgebierte.
Um in die Tiefe zu steigen, braucht man nicht weit reisen; ja, Du brauchst dazu nicht Deine nächste und gewöhnliche Umgebung verlassen. [1946] — Ludwig Wittgenstein, Vermischte Bemerkungen, Werkausgabe Bd. 8, Frankfurt/M 1984, S. 520

Das Kunstwerk zwingt uns - sozusagen - zu der richtigen Perspektive, ohne die Kunst aber ist der Gegenstand ein Stück Natur, wie jedes andre, und daß wir es durch die Begeisterung erheben können, das berechtigt niemand es uns vorzusetzen [...]. Nun scheint mir aber, gibt es außer der Arbeit des Künstlers noch eine andere, die Welt sub specie aeterni einzufangen. Es ist - glaube ich - der Weg des Gedankens, der gleichsam über die Welt hinfliege und sie so läßt, wie sie ist - sie von oben vom Fluge betrachtend. — Ludwig Wittgenstein, Vermischte Bemerkungen, Werkausgabe Bd. 8, Frankfurt/M 1984, S. 456

Das künstlerische Wunder ist, daß es die Welt gibt. Daß es das gibt, was es gibt. Ist das das Wesen der künstlerischen Betrachtungsweise, daß sie die Welt mit glücklichen Augen betrachtet? Ernst ist das Leben, heiter die Kunst.* [21.10.16.] Denn etwas ist wohl an der Auffassung, als sei das Schöne der Zweck der Kunst. Und das Schöne ist eben das, was glücklich macht. — Ludwig Wittgenstein, Tagebücher [1914-1916] (20./21.10.1916), Werkausgabe Bd. 1, S. 181

* Friedrich Schiller, Wallensteins Lager, Prolog [Der Wahrheit in das heitre Reich der Kunst / Hinüberspielt, die Täuschung, die sie schafft, / Aufrichtig selbst zerstört und ihren Schein / Der Wahrheit nicht betrüglich unterschiebt: / Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst.]

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Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus (1922) | archive [dot] org | Link

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Bestes Buch zu Wittgensteins Leben und Werk:

Ray Monk, Ludwig Wittgenstein: The Duty of Genius (1991) | This is a wholly admirable biography. It is not easy to combine a continuous and intelligible story of a man’s life with a succinct account of his changing philosophical doctrines. Ray Monk succeeds both with the life and with the doctrines and he is the first person to make entirely clear the substantial interaction between them. — ‘A Wonderful Life’ | By Stuart Hampshire [NYREV]

Beste Gesamtdarstellung der Entwicklung Wittgensteins:

Merrill B. Hintikka, Jaakko Hintikka, Untersuchungen zu Wittgenstein (1995)

Beste Gesamtdarstellungen von Wittgensteins Persönlichkeit:

Georg Henrik von Wright, Wittgenstein (1986)
Anthony Kenny, Wittgenstein (1989)
Brian F. McGuinness, Wittgensteins frühe Jahre (1992)
Rush Rhees, Ludwig Wittgenstein: Porträts und Gespräche (1987)
Norman Malcolm, Ludwig Wittgenstein: A Memoir (1958)

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